Verschollene Stadt Tjechen-Aton entdeckt

Eine Jahrhundert-Meldung, die ausnahmsweise einmal positiv ist: Archäologen haben eine 3.400 Jahre alte Stadt im ägyptischen Wüstensand entdeckt, die etwa so gut erhalten ist wie das vom Vesuv begrabene Pompeji. Das ist der bedeutendste archäologische Fund in Ägypten seit der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun im Jahr 1922. Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um den Regierungssitz von Pharao Amenophis III., der Ägypten von 1391 – 1353 v.u.Z. regierte, und deren Name als Tjechen-Aton überliefert ist („Glanz des Aton“).

Ein echter Glücksfund

Eigentlich hatten die Archäologen unter Leitung von Zahi Hawass „nur“ nach dem Totentempel des Tutanchamun gesucht. Dann waren sie aber südlich von Luxor auf Reste einer Stadt gestoßen, von der sie seit letztem September kaum ein Drittel freigelegt haben. Die bisher gefundenen Stadtviertel zeigen unterschiedliche Schwerpunkte:

  • Südstadt: Küchen, Bäckereien
  • eine frühe gated community: ein ummauerter Stadtteil mit Verwaltungsgebäuden und Residenzen der Oberschicht
  • ein Stadtteil mit Werkstätten, Ziegeleien und Kunsthandwerk
  • Werkzeuge zur Textilverarbeitung finden sich überall in der Stadt
  • Funde aus Metall und Glas wurden gemacht, aber deren Produktionsstätten kennt man noch nicht
  • Nordstadt: eine große Nekropole mit noch unbekanntem Ausmaß, sowie eine Reihe von Felsgräbern; möglicherweise kann dort auch der gesuchte Totentempel des Tutanchamun gefunden werden

Die Stadt ist sehr gut erhalten, wirkt unberührt und ist eine der größten in Ägypten entdeckten antiken Städte. Ihre Erforschung wird äußerst viele Erkenntnisse über das Leben in Ägypten vor 3.400 Jahren liefern. Wahrscheinlich können dort auch noch unberührte, also ungeplünderte, Grabstätten gefunden werden. Sicherlich wird die Ausgrabung der Stadt und die Auswertung der Funde einige Generationen von Ägyptologen beschäftigen.

Die Stadt wurde von Amenophis III. gegründet, wahrscheinlich auch noch von seinem Sohn Echnaton, seinem Enkel Tutanchamun und von dessen Nachfolger Eje II. unterhalten, fand dann aber ein unbekanntes Ende. In ihr sollen drei Königspaläste Amenophis III. stehen. Sie hatte die größte Ansiedlung von Verwaltungen und Wirtschaftsbetrieben in der Provinz Luxor.

Religionsgeschichte zum Anfassen?

Die Ausgräber hoffen, auch weitere Einblicke in eine der ungewöhnlichsten Zeiten Altägyptens zu erhalten. Amenophis‘ des III. Sohn Amenophis IV. war berühmt-berüchtigt für eine der größten Ketzereien der Antike: Er beendete die Macht der alteingesessenen Amun-Priesterschaft, indem der den Sonnengott Aton als obersten Gott installierte, der allein angebetet werden sollte – Ägyptens singulärer Beitrag zur Geschichte des Monotheismus. Umbenannt als Pharao Echnaton zog er zusammen mit seiner Frau Nofretete aus der Hauptstadt seines Vaters in die neue Hauptstadt Amarna um.

Echnatons Sohn Tutanchamun kehrte zur Amun-Verehrung zurück. Das monotheistische Experiment war gescheitert. Während seiner Regentschaft in Theben soll die Stadt als religiöses Zentrum gedient haben. Es wird sich zeigen, ob archäologische Funde dies bestätigen können.